Digitale Werkzeuge in der Wasserversorgung

Lesedauer: 7 Minuten

Chancen nutzen, Risiken erkennen

Die Digitalisierung verändert grundlegend, wie Wasserversorgungsunternehmen arbeiten. Dank digitaler Systeme, kann der Weg des Wassers von der Gewinnung bis zum Wasserhahn beim Endkunden immer einfacher, schneller und sicherer überwacht werden.

Doch was bedeutet das konkret für Gemeinden, Verbände oder Betreiber kleiner und mittlerer Wasserversorgungsanlagen?

In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über die wichtigsten digitalen Werkzeuge, deren Nutzen und worauf Sie als Betreiber einer Wasserversorgungsanlage achten sollten.

Hier gibt’s alle Themen aus dem Artikel übersichtlich zum Durchklicken:

Digitale Werkzeuge im Einsatz: Anwendungsbereiche

1. Monitoring und Fernüberwachung

Sensoren messen Wasserstände, Druck und Durchfluss weitestgehend in Echtzeit. Die Daten laufen zentral im Fernwirksystem des Wasserversorgers zusammen. So können Sie bei Problemen sofort reagieren, zum Beispiel bei einem Rohrbruch oder dem Ausfall einer Gewinnungsanlage.

2. Verwaltung von Anlagen (Asset Management)

Mit digitalen Lösungen lassen sich Leitungen, Pumpwerke oder Behälter genau erfassen und ihr Zustand kann lückenlos dokumentiert werden. Durch eine umfassende und laufende Pflege des digitalen Anlagenbestandes (Wasserleitungskataster, Eigenüberwachung etc.) können ausgehend von diesem Datenbestand gezielte, zustandsorientierte Investitionen geplant werden. So wird in weiterer Folge der Wert der Wasserversorgungsanlage erhalten.

3. Verbrauchsdatenerfassung

Moderne Wasserzähler messen den Verbrauch exakt. Durch die Möglichkeit kürzerer Bilanzintervalle können Wasserverluste frühzeitig erkannt werden. Dies betrifft unter anderem Leckagen im Hausinstallationsbereich wie rinnende WC-Spülungen oder ähnliche Schäden.

4. Betriebsoptimierung

Dank immer besserer Erfassung von Betriebsdaten kann der Anlagenbetrieb zunehmend optimiert und somit Energiekosten deutlich gesenkt werden. Die idealen Konfigurationen dafür können unterstützt durch Algorithmen oder Künstliche Intelligenz sehr effizient gefunden werden. 

Hydraulische Modelle – das digitale Abbild des Wassernetzes

Besonders hilfreich sind sogenannte hydraulische Modelle. Sie bilden das Versorgungsnetz digital nach und ermöglichen die Simulationen von Betriebszuständen im Modell, ohne diese im realen Netz herzustellen. Damit können Auswirkungen von Maßnahmen bestmöglich vor der Umsetzung erprobt bzw. im Modell simuliert werden.

Hydraulische Modelle bieten einen echten Mehrwert für die Planung, den Betrieb, sowie für versorgungssicherheitsrelevante Fragestellungen.

Neben der Effizienzsteigerung helfen hydraulische Modelle dabei, Schwachstellen zu erkennen, bevor sie zum Problem werden. Druckzonen können optimiert werden, um so die Versorgungsstrategien anzupassen und zu verbessern.

Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit können mithilfe hydraulischer Modelle geplante Netzumbauten oder Erweiterungen vorab realistisch getestet werden. 

Wenn Sie noch mehr über digitale Modelle in der Trinkwasserversorgung erfahren möchten, lesen Sie hier weiter: Modellierung Trinkwasserversorgung: Der Schlüssel zu mehr Effizienz und Sicherheit

Die Vorteile digitaler Werkzeuge im Überblick

Mögliche Herausforderungen

Wie jede technologische Entwicklung bringt auch die Digitalisierung neue Anforderungen mit sich. Zum Beispiel können hohe Anfangsinvestitionen für Systeme und Software auf Sie zukommen.

Und speziell im IT- und Datenbereich ist ein erhebliches Maß an Fachwissen nötig. Gerade in Hinblick auf Cyberrisiken müssen digitale Anlagen gut geschützt werden. Dies auch unter Berücksichtigung öffentlicher Richtlinien, wie etwa die NIS2 Richtlinie.

Daher ist es wichtig, neben der Technik auch in Cybersicherheit und Mitarbeiterschulung zu investieren.

Zu guter Letzt begeben wir uns in eine gewisse Abhängigkeit von Technik, was weitreichende Folgen durch Systemausfälle nach sich ziehen kann.

Digitalisierung ist nicht nur Kür, sie wird zur Pflicht

Mit der neuen EU-Trinkwasserrichtlinie (2020/2184) wird deutlich: Der digitale Wandel in der Wasserversorgung ist nicht nur eine Frage der Effizienz oder Zukunftsorientierung. Er wird zunehmend zur gesetzlichen Verpflichtung. Auch in Österreich betrifft dies Betreiber in der Wasserversorgung aller Größenordnungen.

Die Richtlinie verpflichtet Wasserversorgungsunternehmen dazu, Risikobewertungen entlang der gesamten Versorgungskette durchzuführen. Das bedeutet: Vom Schutzgebiet bis zum Hausanschluss muss nachvollziehbar dokumentiert werden, welche Risiken für die Trinkwasserqualität bestehen und wie diese gemindert werden. Ohne digitale Unterstützung ist das kaum effizient umsetzbar.

Ein weiteres zentrales Element: kontinuierliche Qualitätskontrolle. Neue Parameter wie PFAS oder Mikroverunreinigungen erfordern eine engmaschige Überwachung. Moderne Sensorik und vernetzte Überwachungssysteme ermöglichen hier eine automatisierte, lückenlose Kontrolle – genau das, was die Richtlinie fordert.

Auch die Transparenz gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern wird zum Muss: Wasserversorger sind verpflichtet, Informationen zur Wasserqualität, zur Herkunft des Wassers und zu den Preisen bereit zu stellen. Digitale Kundenportale oder Apps können dabei helfen, diese Anforderungen praxistauglich zu erfüllen.

Schließlich sollen künftig nur noch solche Materialien mit Trinkwasser in Kontakt kommen, die hygienisch unbedenklich sind. Digitale Produktdatenbanken helfen, hier den Überblick zu behalten und die Dokumentationspflicht zu erfüllen.

Für Betreiber bedeutet das: Digitale Werkzeuge sind nicht nur hilfreich – sie sind Voraussetzung, um den steigenden gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden. Wer jetzt in die richtige Infrastruktur investiert, sichert nicht nur die Qualität der Versorgung, sondern auch die rechtliche Absicherung des Betriebs.

Fazit: Der digitale Wandel lohnt sich

Digitale Werkzeuge sind keine Spielerei; sie sind ein echter Gewinn für die Wasserversorgung. Sie machen den Betrieb sicherer, wirtschaftlicher und zukunftsfähiger. Wer frühzeitig investiert und sich professionell beraten lässt, ist klar im Vorteil.

Mach & Partner unterstützt Sie dabei

Als erfahrenes Ziviltechnikerbüro begleiten wir Gemeinden, Verbände und Betreiber auf dem Weg zur digitalen Wasserversorgung.

Ob Monitoring, digitale Planung oder hydraulische Modellierung, gemeinsam machen wir Ihre Infrastruktur fit für die Zukunft.

Sprechen Sie mit uns – wir beraten Sie gerne!

Für Rückfragen steht Ihnen Herr DI Markus Günther gerne jederzeit zur Verfügung.

 
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