Modellierung Trinkwasserversorgung: Der Schlüssel zu mehr Effizienz und Sicherheit

Lesedauer: 8 Minuten

Hydraulische Modellierung von Trinkwassersystemen

Die Modellierung der Trinkwasserinfrastruktur ist zu einem unverzichtbaren Instrument für die Planung, den Betrieb und die Wartung moderner Wasserversorgungssysteme geworden. In einer Zeit, in der Ressourcenknappheit und Umweltschutz immer wichtiger werden, bietet diese digitale Technik eine Vielzahl von Vorteilen.

Das Ziel ist klar: eine effiziente, sichere und nachhaltige Wasserversorgung, die den aktuellen Anforderungen gerecht wird und gleichzeitig für zukünftige Entwicklungen gerüstet ist.

Darum geht’s konkret in diesem Artikel: 

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Was ist die hydraulische Modellierung der Trinkwasserversorgung genau?

Bei der Modellierung der Trinkwasserversorgung wird – meist mithilfe von Softwarelösungen – ein digitales Modell des Wasserversorgungssystems erstellt.

Diese Modelle erlauben die Berechnung von Betriebszuständen des Systems unter verschiedenen Bedingungen und für unterschiedliche Szenarien. Dazu gehören:

  • Berechnung von Bemessungslastfällen: Simuliert Verhalten von Druck, Durchfluss und Wasserverteilung unter unterschiedlichen Lastbedingungen (Maximalfall, Brandfall, Pumpfall)
  • Wasserbedarfsprognosen: Simuliert die zukünftige Entwicklung des Wasserbedarfes basierend auf dem Bevölkerungswachstum, klimatischen Bedingungen oder saisonalen Schwankungen.
  • Szenarioanalyse: Untersucht das Verhalten des Systems aufgrund unterschiedlicher Belastungen, bzw. die Auswirkung von Maßnahmen (Rohrleitungserweiterungen, Ringschlüsse etc.) auf die Versorgungsqualität und Sicherheit.

Die Modellierung wird in der Regel verwendet, um Entscheidungen über den Ausbau, die Optimierung und den Betrieb von Wasserversorgungssystemen zu treffen. Sie dient als Planungsinstrument und ermöglicht es, das System unter verschiedenen Bedingungen zu testen, ohne physische Änderungen am realen Netz vorzunehmen.

Von der Theorie zur Praxis: Wie funktioniert die Modellierung der Trinkwasserversorgung?

Schritt 1: Datenerhebung

Die Grundlage der Modellierung besteht darin, digitale Abbilder – auch als digitale Zwillinge bekannt – der realen Infrastruktur zu erstellen. Ausgangspunkt sind digitale Leitungskataster und Anlagenstammdaten, die sämtliche Anlagenteile der Wasserversorgung erfassen.

Schritt 2: Modellierung

Diese Daten bilden die Basis für die Erstellung eines hydraulischen Modells. Es simuliert die physikalischen Eigenschaften des Systems. Mithilfe spezieller Software werden die Bedingungen des Wassernetzes nachgebildet. So werden Durchfluss, Druck und beispielsweise Aufenthaltszeiten simuliert.

Schritt 3: Kalibrierung

Der Prozess endet nicht mit der Modellierung selbst. Um sicherzustellen, dass das Modell die Realität so genau wie möglich abbildet, wird es mit realen Messdaten kalibriert.

Das bedeutet, dass simulierte Werte mit tatsächlichen Messungen verglichen werden. Weichen diese stark voneinander ab, müssen Parameter wie Leitungsrauigkeiten oder Pumpenkennlinien angepasst werden.

Dieser iterative Prozess führt dazu, dass das Modell immer präziser wird – ein entscheidender Faktor für die erfolgreiche Anwendung in der Praxis.

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Die 5 größten Vorteile der Modellierung von Trinkwasserversorgungssystemen

1. Planung und Prognose: Herausforderungen frühzeitig erkennen und meistern

Die Modellierung bietet einen unschätzbaren Vorteil bei der langfristigen Optimierung von Wasserversorgungssystemen. Vor allem in Regionen mit wachsender Bevölkerung oder veränderten klimatischen Bedingungen ist es wichtig, die Wasserversorgung auf diese Anforderungen vorzubereiten.

Dank präziser Modelle lassen sich Fragen für Planung und Entwicklung beantworten, damit Sie als Wasserversorger rechtzeitig Maßnahmen ergreifen können.

Der gezielte Ausbau der Infrastruktur sowie Anpassungen im Betrieb können somit besser geplant und umgesetzt werden. Durch die frühzeitige Erkennung von potenziellen Problemen lassen sich größere Störungen in der Zukunft vermeiden.

2. Effiziente Ressourcennutzung: Wasser und Energie sparen

Einer der wichtigsten Vorteile der Modellierung liegt in der optimierten Nutzung der verfügbaren Ressourcen. Durch die präzise Berechnung von Wasserbedarf und -verbrauch lässt sich die Verteilung des Wassers effizient planen und Schwachstellen in der Verteilung wie beispielsweise zu geringe Speichervolumina frühzeitig erkennen.

Dies führt zu einer verbesserten Versorgung der Verbraucher und zu einer Reduktion von Wasserverlusten, etwa durch Leckagen.

Ein weiterer Vorteil zeigt sich im Energieverbrauch selbst. Der Betrieb von Pumpstationen und anderen energieintensiven Anlagen lässt sich durch die Optimierung des Netzbetriebs effizienter gestalten.

Der Energieverbrauch kann gesenkt werden, was nicht nur die Betriebskosten reduziert, sondern auch einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leistet.

3. Kostensenkung und bessere Wartung: Ein nachhaltiger Ansatz

Die Modellierung ermöglicht eine vorausschauende Wartung. Anhand der Daten können Wartungsarbeiten präzise geplant und durchgeführt werden – und das, bevor Schäden zu größeren Problemen führen.

Dadurch können Sie als Wasserversorger Investitionen gezielter planen und unnötige Ausgaben vermeiden. Das bedeutet, dass Investitionen dorthin fließen, wo sie am dringendsten benötigt werden – zum Beispiel in Regionen, in denen das System durch hohe Belastungen gefährdet ist.

Dies reduziert die Notwendigkeit für teure Notfallreparaturen und stellt sicher, dass das System auch in kritischen Situationen verlässlich funktioniert.

4. Optimierte Systemleistung und erhöhte Sicherheit

Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Modellierung ist die verbesserte Leistung des gesamten Wasserversorgungssystems. Druckschwankungen oder Engpässe im Netz, die zu einer ungleichmäßigen Versorgung führen würden, lassen sich frühzeitig erkennen und beheben.

Durch die gleichmäßige Verteilung des Wassers wird sichergestellt, dass alle Bereiche des Netzes optimal versorgt sind – selbst bei erhöhtem Wasserbedarf oder in Krisensituationen.

Ein gut modelliertes Wassersystem bietet auch mehr Sicherheit. Durch die Simulation von Notfallszenarien (wie Rohrbrüchen oder Verunreinigungen), lassen sich Pläne für den Ernstfall entwickeln. Mit der sogenannten Störfallplanung kann im Falle eines Vorfalls schnell und gezielt reagiert werden. Ausfälle werden in weiterer Folge minimiert und die Versorgung aufrechterhalten.

Zudem bietet die Modellierung die Möglichkeit, hygienisch kritische Leitungsabschnitte zu identifizieren und rechtzeitig Maßnahmen zur Sicherung der Wasserqualität zu ergreifen. Spülkonzepte stellen dabei ein wesentliches Resultat aus dem hydraulischen Modell dar.

5. Nachhaltigkeit und Umweltschutz: Modellierung als Beitrag zur Ressourcenschonung

Wasserversorger stehen vor der Herausforderung, den Wasserverbrauch effizient zu steuern und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. Die Modellierung trägt erheblich zur Reduktion von Wasserverlusten bei und optimiert den Betrieb energieintensiver Prozesse. Dadurch wird nicht nur der Wasserbedarf gedeckt, sondern auch der ökologische Fußabdruck des Systems minimiert.

Darüber hinaus bietet die Modellierung die Möglichkeit, innovative Technologien in das System zu integrieren. Durch die Verknüpfung von Modellen mit Echtzeit-Daten aus Sensoren kann das Wassernetz stets aktuell gehalten werden und Anomalien im Betrieb schneller erkannt werden.

Dies ermöglicht, die Eingriffszeit (Zeit vom Erkennen einer Betriebsabweichung z.B.: Rohrbuch bis zur Reparatur) möglichst gering zu halten.

Fazit: Modellierung als Schlüssel für eine zukunftssichere Wasserversorgung

Die Modellierung der Trinkwasserinfrastruktur ist ein unverzichtbares Werkzeug für moderne Wasserversorger. Sie bietet die Möglichkeit, das System effizienter zu gestalten und auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet zu sein.

Durch die genaue Planung, die Reduktion von Kosten und die Optimierung der Systemleistung trägt die Modellierung entscheidend zur Sicherstellung einer nachhaltigen und verlässlichen Wasserversorgung bei.

Wasserversorger, die auf die Modellierung setzen, profitieren von einer höheren Transparenz und können fundierte Entscheidungen auf Basis präziser Daten treffen. So wird die Versorgung der Bevölkerung verbessert und der Schutz der natürlichen Ressourcen gefördert. Die Modellierung ist somit ein entscheidender Baustein für die Wasserversorgung der Zukunft.

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Wir von Mach & Partner haben über 30 Jahre Erfahrung im Bereich Wasserwirtschaft und Kulturtechnik.

Für Rückfragen steht Ihnen Herr DI Markus Günther gerne jederzeit zur Verfügung.

 
DI Markus Günther
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